Der Gemeindenamen Rot
Wissenswertes
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Eines ist sicher:
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Rodung „Germanien
ist schrecklich mit seinen Wäldern“ – der Ausruf des Tacitus und für
Plinius sind diese Wälder „Sie bedecken das ganze übrige Germanien und
vereinen mit der Kälte das Dunkel.“ Dieser
Urwald war im Verlauf der Klimaverschiebung seit der Jungsteinzeit
entstanden. Der lichte Haselbusch, der noch in der mittleren Steinzeit das
Land überwuchert hatte, wurde von ozeanischen Bäumen wie Buche, Tanne
und Eibe verdrängt. Linde und Eiche waren weit verbreitet. Nadelhölzer
spielten eine untergeordnete Rolle. Esche, Ulme, Weide und Pappel waren in
Flussniederungen heimisch. Die
Auflichtung der Wälder muss mancherorts schon in der Eisenzeit begonnen
haben. Der Urwald, der die Römer so beeindruckte, war bis zum frühen
Mittelalter allenfalls an seinen Rändern und Ausläufern von menschlicher
Siedlung angegriffen worden. Menschliches
Leben war ohne den Wald nicht möglich. Er lieferte das Holz zum Heizen
und war das wichtigste Baumaterial. Eicheln und Bucheckern bildeten durch
die Jahrhunderte zudem die Grundlage der Schweinemast. Die Schweine wurden
nicht in Stallungen sondern in Pferchen und Hütten im Wald gehalten. Das
lateinische „buriae“ für diese Schweinehütten lebt in den auf „-beuren“
endenden Ortsnamen weiter. Erst Ausgang des 18. Jahrhunderts wurde mit
Einführung der Stallhaltung und nicht zuletzt Dank der Kartoffel die
Waldweide entbehrlich. Aus
dieser Zeit ist auch der Name Gänseberg in Rot
überliefert. Auf diesen kleinen Berg weideten die Gänse von
Zuffenhausen.
Im
12 Jahrhundert ist mit Einführung des Weinbaus auch an den Berghängen
der Wald gerodet worden. In
dieser Zeitepoche ist vermutlich auch der Wald hier in Rot gerodet worden.
Dies deckt sich mit der um 1200 gegründeten (bzw. erstmalig erwähnten)
Ortschaft Zuffenhausen. Auch Zuffenhausen hatte sein Weingebiet am
Rappenberg. Und Zuffenhausen hatte Bedarf an Holz. Die erste Kirche in
Zuffenhausen im Gebiet der Kirchtalstraße wurde aus Holz gebaut. Und
Rodungsarbeiten waren ohne Stihl-Säge und Großräumer nicht nur
lebensgefährlich, sondern auch schwerste körperliche Arbeit. Holz von
Rot musste man nach Zuffenhausen nicht mühsam hochtransportieren ,
sondern konnte das Holz ins Tal gleiten lassen. Wie auch das Holz vom
Rappenberg, den späteren Weinbergen von Zuffenhausen. Der
Beruf des Böttchers, Küfers oder Büttners ist in seiner Bedeutung gar
nicht zu unterschätzen. Ohne die Verarbeitung von Eichenholz als
Fassmaterial wäre die Ausweitung des Transportwesens im Spätmittelalter
gar nicht möglich gewesen. In Hamburg wurden im Jahr1375 457 Brauereien
und 104 Böttcherbetriebe gezählt. Holz
hatte als Grundstoff für handwerkliche Produktion eine noch höhere
Bedeutung als heutzutage das Öl. In Zusammenhang mit dem Wort Rot muss
auch der Beruf des Rotgerbers beachtet werden. Die rötlichbraune Färbung
des hergestellten Leders stammt von der Eichenrinde, die als Gerbrinde von
jungen Stockausschlägen im Niederwaldbetrieb gewonnen und in eigenen
sogenannten Lohmühlen zermahlen wird. Vielleicht war im Gebiet der
Rotäcker hier in Rot eine solche Produktion. Noch
im 15.Jahrhundert fiel italienischen Reisenden auf, dass in Deutschland
die Häuser aus Holz und nicht aus Stein gebaut waren. Aber ohne Holz
hätte es auch keine Steinbauten gegeben. Backsteine
und Ziegel wurden in der zweiten Hälfte des 14.Jahrhunderts nur für den
städtischen Bedarf gestattet, zu hoch war der Brennholzbedarf für deren
Herstellung. Für
den Dachstuhl der Hamburger Petrikirche brauchte man ohne die Sparren 400
alte Eichen. Gerüste und Verschalungen verschlangen einen großen Wald. Ende
des 16.Jahrhunderts wurde bemerkt, dass der arme Mann sich mehr um
Brennholz als um das tägliche Brot sorgen müsse. Die Energieeinsparung
war ein Thema geworden. Selbst in Patrizierhäusern wurden nur eine oder
maximal zwei Stuben beheizt. Den
spätmittelalterlichen Stadtvätern war bewusst, dass das Gedeihen ihrer
Stadt vom Walde abhing. Im
Stadtpark Zuffenhausen ist noch ein „Denkmal an diese Zeit erhalten“. Im
März 2004 wurde die abgestorbene Schdomba-Eiche aus Sicherheitsgründen
gefällt. Sie muss um die 250-300 Jahre alt geworden sein. Neben diese
Eiche steht ein Mahnstein, auf der einen Seite eine grimmige Fratze, auf
der Rückseite die Inschrift. „Wert Hand anlegt an den Wald der wird
nicht alt“. Welche
weiteren Möglichkeiten der Namensgebung sind für Rot noch
wahrscheinlich? |
Bodenbeschaffenheit
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Weitere
Möglichkeiten
Die
Straßen zur Römerzeit wurden immer in einem relativ geraden Verlauf
ausgeführt, sofern es das Gelände zuließ Auf
unserer Gemarkung beginnt die Straße in Zazenhausen Gewand Hohlgrabenäcker,
im heute noch sichtbaren Hohlweg, den Weg hoch nach Rot, zwischen
Ernst-Abbe-Schule und Imanuel-Grözinger-Haus hindurch, die Löchgauerstraße
entlang, zwischen Ferdinand-Porsche-Gymnasium und Uhlandschule, dann
zwischen Rilke-Realschule und Gewand Schoßbühl hindurch. Dann
beginnen mit dem Burgholzhof und dem Schnarrenberg waren zwei große natürliche
Hindernisse, die nicht ohne Schwierigkeiten zu überwinden waren. Oder
gar von einer römischen Produktionsstelle für Ziegel- und Tonmaterial. Auch
der Zuffenhäuser Heimatforscher und Oberlehrer Wilhelm Müller
(4.10.1878-9.4.1959), der nicht nur Geschichte unterrichtete sondern
lebte, berichtete nicht von römischen Spuren in Rot. Nach seinen
Schilderungen war er während den Grabungsarbeiten für das neue
Wohngebiet in Rot vor Ort. Ohne neue Befunde und Erkenntnisse. Obwohl er
jeden Quadratmeter kannte und auch über den Verlauf der alten Römerstraße
bestens informiert war. Und
römischen Ziegelbruch fand und findet man nur auf Zazenhäuser
Gemarkung. Es sind die letzten Ziegelreste von den dort noch im Untergrund
nachweisbaren römischen Gutshöfen. Der
West-Ost-Weg Ein
weiterer wichtiger Verkehrsweg war der West-Ost-Weg, in unserem Gebiet
genannt der Rotweg. Von Mühlhausen her kommend bog er an der heutigen
Kreuzung Rotweg/Pliensäckerstraße (Malberg) links ab in die heutige
Beilsteinerstraße. Dieses ca. 100 Meter lange Straßenteilstück ist
heute überbaut, auch den Abzweig gibt es nicht mehr. Am Feuerbach biegt
der Weg links ab und geht dann weiter
über die heutige Aspacherstraße, Marbacher Straße, Bottwarstraße,
Unterländerstraße und Güttlinger Straße weiter. Man
geht davon aus, dass dieser Weg schon zur vorrömischen Zeit bestand, als
unbefestigter, im Prinzip ein Weg aus festgetretenem Erdmaterial, fast
unbrauchbar im Winter und zu Regenzeiten. Bei
der Aspacher Straße muss eine Furt über den Feuerbach gewesen sein. Vor
der Römerzeit wurde bei uns keine Straße in diesem Sinne gebaut. Die
Besiedelung war einfach zu dünn, damit sich ein solcher Aufwand gelohnt hätte.
Zudem waren die drei Komponenten einer Straße, der Untergrund, die
Tragschichten und die Decke damals in unserem Gebiet unbekannt. Man
kann es kaum glauben, bis 1924 waren die Straßen nicht für Kraftwagen
ausgelegt. 85% der Landstraßen waren nur wassergebundene Schotterdecken,
auf Stadtstraßen findet man vorwiegend Klein- und Großpflasterdecken aus
abriebfesten Granit. Die
Römer bauten innerhalb von 600 Jahren ein Straßenwerk von 150 000 km auf
(Gesamtnetz der BRD heute: 626 500 km). Dabei waren 85 000 km Fernstraßen. Sie
benötigten die Straßen für den Truppentransport und dem dazu
notwendigen Materialtransport. Man kann auch sagen zur Erschließung einer
entsprechenden Infrastruktur. Seit
der Römerzeit wurden die Straßen aus Steinbruchschotter, Sand, Kalk und
aus Steinmaterial herrührend von den umliegenden Äckern gebaut. Nach der
Römerzeit passierte nichts mehr. Bis in unsere heutige Zeit. Die
Generationen nach den Römern, auch im Mittelalter, benutzten die alten Römerstraßen
weiter. Ohne selber entscheidend weiterzubauen. Deshalb kann man heute den
Verlauf der alten Römerstraßen genau feststellen. Der Verlauf blieb ja
bis heute erhalten. Wo
konnten diese Stellen sein? Sie könnten nach heutiger Bezeichnung gelegen
haben: Hummelgraben Flst.2330, Zazenhäuser Straße
Steinbruch Siegel, Rotweg Steinbruch unterhalb Löwensteiner Straße,
Steinbruch Wenninger, Blankensteinstraße, Gelände zwischen
Frauenstegstraße und Heimstättenstraße, Bußallee, Flst.1678 Fürfelder
Straße, Oberes Tapachtal, Gewann Reute bei der Schozacher Straße Rot Oder
bis 1930 in eine Straßendecke mit verdichtetem wassergebundenen Belag
einzuarbeiten Die
rote Ziegelfarbe wäre dann überall sichtbar gewesen und könnte dann in
den Volksmund übergegangen sein. Aus dieser Zeit, so um 1800-1900 könnte
auch der Flächenname Rotäcker und der Straßenname Rotweg herstammen,
den Namensgebern von Rot. Wir
dürfen auch nicht die Straße „Roter Stich“ in unseren Betrachtungen
vergessen, die heute auf den Burgholzhof führt. Auch hier ist keinerlei
rote Bodenfarbe vorhanden. Wurde sie mit Ziegelmaterial erbaut? Meine
Befragung älterer Zuffenhäuser Bürger zu den Rotäckern und zum Rotweg
blieb erfolglos. Alle kannten die Äcker und die Straße, woher die Namen
aber kamen wussten sie nicht. |
Welche
Bedeutung ist am Wahrscheinlichsten? Das ehemalige Bauern-
und Weingärtnerdorf Münster hat eine besonders schöne Lage am Knie des
Neckars unterhalb von Bad Cannstatt. Der Ortsname leitet sich von dem
lateinischen Wort „monasterium“ (Kloster) her. Die Stifter des
Klosters Lorch (a.d. Rems), denen Münster gehörte, haben um das Jahr
1102 Herzog Friedrich I. von Schwaben mit dieser Besitzung ausgestattet.
In Münster könnte vermutlich um 1300 eine stärkere Wachstumsphase im
Bauwesen erfolgt sein. Parallel dazu könnte
dazu auch eine Wachstumsphase in Zuffenhausen erfolgt sein. Dies bedeutet, dass
auch Münster einen Anteil im Rod oder später genannt den Rothäckern
besaß. Betrachtet man die
Lage der Rothäcker, so liegen sie von Münster und von Zuffenhausen nur
knapp 500 Meter entfernt. Auf ersten Karten aus
dem 17. Jahrhundert war das Gebiet von Rot ohne Baumbestand eingezeichnet.
Dies unterstreicht die These, dass eine frühe Rodung des Gebietes
stattgefunden haben muss. |