Das Jahr 1949 markiert den Beginn der dritten Phase der Bebauung
des heutigen Stadtteiles
Rot.
In ihrem Verlauf hat der Stadtteil seine ihn prägende Gestalt
erhalten.
Am 3. Dezember 1949 konnte der erste der für Rot typisch gewordenen
Wohnblocks bezogen werden.
Wie kam es zu dieser Entwicklung?
Die Vernichtung von ca. 35 Prozent aller Wohnungen im Zweiten
Weltkrieg und der
Flüchtlingsstrom aus dem Osten verlangte von Stuttgart große
Leistungen im Wohnungsbau,
wie man sie in dieser Größenordnung bis dahin nicht gekannt hatte.
Im Kesselstadtbereich war eine Lösung der Wohnungsnot nicht zu erwarten.
Eine wirkungsvollere Lösung der Wohnungsnot war nur auf der
"Grünen Wiese" zu finden.
Flächennutzungspläne der Jahre 1948 und 1954 wiesen zahlreiche
zusammenhängende,
größere Wohnbauflächen aus.
So entstand auf den vormals
landwirtschaftlich genutzten Flächen sowie auf dem ehemaligen Truppenübungsgelände unser
Wohngebiet Am Rotweg,
die damals modernste Siedlung Westdeutschlands, geplant für 20 000
Einwohner, und der
Reihe nach Giebel, Mönchfeld, Heumaden-Süd, Dürrlewang,
Fasanenhof und Freiberg 1961.
Bis 1964 waren 105 000 neue Wohnungen entstanden, davon 40 000 im
sozialen Wohnungsbau.
17 000 Vertriebene und Bombengeschädigte fanden in Rot eine neue
Heimat.
Die vor allem aus Südosteuropa heimatvertriebenen Deutsche
verbrachten die ersten Jahre
nach dem Kriege in einem Barackenlager auf der Schlotwiese in
Zuffenhausen. Sie ließen sich
durch den Verlust der Heimat nicht entmutigen, sondern gründeten
die gemeinnützige
Bau- und Siedlungsgenossenschaft "Neues Heim".
Es wird weiter berichtet: "Im Mai 1949 zogen die ersten an
einer neuen Wohnung Interessierten
mit Hacke und Spaten zum Rotweg hinauf, um die Erdarbeiten für den
ersten Wohnblock
in Selbsthilfe zu leisten. Zusammen mit der Gemeinnützigen
Baugenossenschaft Zuffenhausen
entstanden so über 3 000 neue Wohnungen.
Bereits gegen Ende der fünfziger Jahre lag die Gestalt des
Stadtteiles Rot im wesentlichen fest:
Das Wohngebiet gliedert sich in zwei etwa gleich große, durch
einen breiten von Norden
nach Süden verlaufenden Grünzug getrennte Teile. Die Masse der Gebäude
ist drei-, vier-, oder
fünfgeschossiger Stockwerksbau, die Wohnungen sind in der Mehrzahl
ost-west-orientiert.
An Grünzug in der Mitte liegen zweigeschossige Familienhäuser und
öffentliche
Einrichtungen; das Grün findet seine Fortsetzung in den Sport- und
Schulflächen im Süden
und Norden. Den Übergang zur Landschaft im Süden und Osten bilden
Reihenhäuser und
zweigeschossige Bebauung.
Lediglich an ihren Nordost-Rand wurden einige wenige
Kleingewerbebetriebe angesiedelt.
Ansonsten war und blieb sie eine reine Wohnsiedlung mit den üblichen
Laden- und
Handwerksgeschäften.
Die Konzentration von Sozialwohnungen und fehlender Bauplatz für
individuelles Bauen führte
auch in Rot zu einer unausgeglichenen Sozialstruktur.
Durch den
verstärkten Zuzug kinderreicher und junger Familien in den 50er und 60er Jahren und der höchsten Einwohneranzahl
von 17 000 Einwohnern war die Alterspyramide an der Basis breiter als im Stadtdurchschnitt.
Die einheitliche Neubebauung, der Mangel an Tradition und die
unterschiedliche Herkunft der Menschen führten zu
Spannungen und Unzufriedenheit in dem Neubaugebiet.
40% der Roter Bevölkerung hat seit der Gemeindegründung den
Stadtteil wieder verlassen.
Es waren vor allem die geburtenstarken Jahrgänge der 60er und 70er
Jahre, die wegen fehlenden Bauplätzen, Wohnraum und Platz
für neue Gewerbebetriebe, zum andern wegen der Attraktivität der
umliegenden Gemeinden, Rot verlassen haben.
Zurück blieb die Elterngeneration oder Gründergeneration.
Dies führte in Rot zu einem Mangel an einer starken, politischen, sozial und im Gemeindewesen aktiven und auch finanzkräftigen
mittleren Altersschicht.
Ein Mangel, der aus vielschichtigen Gründen bis heute nicht
beseitigt werden konnte.
In den letzten
15 Jahren blieb die Einwohnerzahl konstant bei 10 000
Einwohnern.