Gundelsheimerstraße 51 (von 2004-2007)

Die Stadteilgeschichtlichen Sammlungen wurden am 26. Januar 2004, 17:00 Uhr mit einer Feier eröffnet.

Die Gastredner waren:
           
  
         Frau Kinn - Stadtteilmanagement
  
         Herr Bezirksvorsteher Meyle,
            Frau Reiber – Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung,
            Herr Dr. Beer – Tübinger Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde.
            Musik: Herr Stotz

Fünfzig  nette Gäste konnten wir zu unserer Feier begrüßen, die von Herr Stotz virtuos und meisterlich musikalisch 
eingeleitet und begleitet wurde.
Zu unserer ganz besonderen Freude, hat er nicht 27 Jahre lang in diesen Räumen in seiner Musikschule unterrichtet.


 
Bild: Rainer Fiechtner. Unser Ausstellungsraum mit Roter Ohrensessel, Arbeitstisch und die Fotoausstellung an den Wänden
 

Bild: Rainer Fiechtner
Gernot B. Sommer, Rainer Fiechtner, Martin Frey, Zita Bugbee, James Mannl, Wilma Romeis bildeten diese Gruppe. 

Das Schaufenster in der Gundelsheimer Straße war immer auch aktueller Informationsträger, über das Projekt Soziale Stadt Rot, über kulturelle Veranstaltungen, vor allem für das seitens der Infrastruktur vernachlässigte Gebiet hier im Roter Osten.

Die Dauerausstellung

Hinter unseren einfachen Exponaten und Schautafeln an den Wänden stand die 4phasige Besiedlungsgeschichte von Rot. Der Malberg, die alte Rotwegsiedlung, das Flüchtlingslager auf der Schlotwiese, die Aufbauleistung der Menschen hier in Rot nach 1945 bis zur letzten Bauphase ab 2000.
Hinter dem ausgestellten Grundriss der Grenadierkaserne verbirgt sich 40 Jahre US-ARMY in Rot. Diese Soldaten und ihre Familien haben Rot mit geprägt.

Das Raumkonzept:

Wände:

Allgemein: Historische Karte von 1914, Satellitenaufnahme Baden-Württemberg, Weltkarte

Einteilung nach 4 Bebauungsphasen

  1. Malberg
  2. alte Rotwegsiedlung
  3. nach 1945
  4. heute

Beschreibung: Der Gang durch die Ausstellung Stadtteilgeschichtliche Sammlungen – Siehe Anlagen.

Exponate:

  1. Raumteiler aus alter Rotwegsiedlung
  2. Holzvertäfelung aus dem Offizierskasino der ehemaligen Grenadierkaserne
  3. Anschlagbrett aus der ehemaligen Grenadierkaserne
  4. Fenster aus der ehemaligen Grenadierkaserne
  5. Holzobjekte
  6. „Roter Ohrensessel“ mit Hängeleuchter aus den 50er Jahren

Schaufenster Aushang:

  1. Aktuelles
  2. unsere Förderer (Unterstützung)

Schaufenster Exponate:

Auslagen:

  1. Bastelbogen Auferstehungskirche Rot (Design Koki Kobayashi)
  2. Buch: Rot trifft Grün
  3. unser Gäste/Besucherbuch
  4. Spendenbüchse

Archiv:

  1. Buch Inventarverzeichnis
  2. Bildmaterial MDZ - Gründerzeit von Rot
  3. Pläne Grenadierkaserne  

 

Bald hieß es bei uns

Licht aus – Spot an       Der Roter Ohrensessel.

Wir schalteten unsere Hauptbeleuchtung um auf das weiche dezente Licht unseres 50 Jahre alten Deckenleuchters. Und in unserem neu geschaffenen Roter Ohrensessel nahmen interessante Gäste Platz um uns von Rot und von ihnen selbst erzählen.
Geschichte wurde lebendig, wir konnten lernen und unseren Horizont erweitern.

Der erste Roter Ohrensessel.

Am 2. März 2004, nahm unser erster Gast im Roter Ohrensessel Platz:
Herr Heinz Karenke, 72 Jahre jung.
19:38 Uhr, 23 Gäste und das EPG3.3 Team haben Platz genommen.

Gesprächsleiter Herr Martin Frey eröffnet die Gesprächsrunde.

Biografie: Herr Heinz Karenke wurde in Zuffenhausen in der Colmarer Straße 66 geboren.
Seine Familie zog 1937 in den Malberg, Gebäude 22 ein. Dort verbrachte er seine Jugendzeit.
Sie waren 4 Geschwister, 3 Mädchen und 1 Junge.

Er berichtete uns über seine Jugendzeit in Rot, über das Verhältnis der Malberger zu den Einwohnern von Zuffenhausen und der alten Rotwegsiedlung
Er wusste vieles über die Architektur und der Bausubstanz der Wohnungen zu berichten, die nach heutigen Maßstäben mehr als dürftig zu bezeichen war.
Er berichtete uns aus der Vorkriegszeit, der Kriegszeit und er Nachkriegszeit.  

 

Der zweite Roter Ohrensessel  

Herr Onana

Dienstag, 01.06.2004:
Termin: Zweiter Roter Ohrensessel
Moderation: Zita Bugbee

Herr Onana kam im Alter von 13 Jahren im Jahr 1979 nach Deutschland.

Seine Eltern waren von der Regierung in Kamerun in deren Botschaft nach Bonn gesandt worden. Sie gingen nach 11 Jahren Aufenthalt in Deutschland 1990 wieder zurück nach Kamerun.

Normalerweise sind für einen Auslandsaufenthalt nur 4 Jahre vorgesehen, um in einem angemessenen Zeitraum wieder in die gewohnte Heimat zurückkehren zu können.  Er bekam ein Stipendium und so die Möglichkeit ein Studium in Deutschland aufzunehmen.

Auf Drängen bzw. auf Zwang des Kameruner Botschafters blieb Herr Onana in Deutschland. Warum und weshalb, welche Gründe vorlagen hat Herr Onana nicht detailliert erzählt. Deutsche Kritik an der Menschenrechtspolitik und der Regierungsführung führten in der Vergangenheit zeitweise zu Spannungen im bilateralen Verhältnis. Ob dort ein Grund zu suchen war?

Nach dieser kurzen privaten Vorstellung berichtete Herr Onana über Kamerun,
Zita Bugbee hatte dazu Dias vom LMZ über das Land Kamerun vorbereitet.

Bild: Rainer Fiechtner
Herr Onana in Roter Ohrensessel

Der dritte Roter Ohrensessel

Herrn Heini Dais

Heini Dais, Jahrgang 1938, Zuffenhäuser Bürger seit Geburt,
erlebte die Nachkriegsjahre in Zuffenhausen und Rot als Junge hautnah mit.

Er konnte sich noch detailliert an diese Zeit erinnern.
Vor allem an die Zeit der ehemaligen Zwangsarbeiter (Displaced Persons), die sich nach dem Kriege und ihrer Befreiung einer neuen Situation gegenüber sahen.

Viele konnten mit dieser neuen „Freiheit“ nichts anfangen.
Sie waren Fremde in einem vom Krieg zerstörten Land.

Viele waren durch die lange Abwesenheit auch in ihren Heimatländern Fremde geworden. Auch diese Länder waren vom Krieg zerstört.

Heini Daiss konnte sich noch an Mordfälle erinnern, die in dieser Übergangssituation ohne vorhandene Polizei verübt wurden und keinen irdischen Richter fanden.
Die Geschichte dieser Menschen ist bis heute nicht abschließend dokumentiert.  

 

Der vierte Roter Ohrensessel

Professor Bruckmann

An einem kleinen Schreibtisch, einem Manuskript nur von einer kleinen Stehlampe beleuchtet, erzählte und der Fachmann Professor Bruckmann die Entstehungsgeschichte des Wohngebietes Rot.
Die einzelnen Baustile, die Architekten, die landschaftlichen Gegebenheiten, Vorkehrungen gegen Großbrände, Naherholung. Er schöpfte voll aus seinen immensen  Erfahrungs- und Wissensschatz.
Er berichtete uns auch über die politischen Entscheidungsfindungen nach dem Kriege bis heute, für viele von uns mehr als interessant.
Bei einem späteren Stadtteilspaziergang wurden seine Ausführen vor Ort erläutert  

 

Der fünfte Roter Ohrensessel (4.10.2005)  

Frau Özdemir

Mit dem vierten Roter Ohrensessel setzte die Projektgruppe „Stadtteilgeschichtliche Sammlungen“ der „Sozialen Stadt“ unter der Moderation von Wilma Romeis ihre Vortragsreihe in ihrem Ausstellungsraum in der Gundelsheimer Straße 51 fort.

Zu Gast war Frau Lale Özdemir.

Frau Lale Özdemir, geboren 1970, wuchs in Deutschland auf, besuchte hier die Schule und absolvierte hier ihre Berufsausbildung.

Sie ist seit acht Jahren hier in Rot zu Hause. Sie lernte ihren Mann 1990 in einer Jugendgruppe kennen und hat 3 Kinder.

An diesem Abend wurde unter Zuhilfenahme von Dias und Bildern aus der Heimat von Frau Özdemir, der Türkei, ein weiter Bogen gespannt, über Kultur, Landschaft und Gesellschaft. Viele Themen wurden offen an diesem Abend angesprochen.
Die Besucher bekamen Einblicke in die Familientraditionen und Sitten in der Türkei.
In die harte Zeit ihres Vaters als Taxifahrer in Istanbul, in die Zeit der Gastarbeiter hier in Deutschland. Frau Özdemirs Vater kam 1962 als Gastarbeiter nach Deutschland. Er arbeitete hier über 20 Jahre lang bei der Fa. Porsche. Mit deutscher Unterstützung bekam er eine Wohnung und seine Frau konnte nach Deutschland nachkommen. Frau Özdemir berichtete uns, dass er sie immer unterstützt hatte, was auch sicherlich ihrem Temperament, ihrer Durchsetzungskraft, wie sie auch sagt, ihrer Sturheit, zuzuschreiben ist.

Durch ihr ausgezeichnetes Deutsch konnte als ein besonderer Höhepunkt des Abends in einer Gesprächsrunde mit den Besuchern auf viele Themen im Zusammenhang Miteinander, Konflikte, Missverständnisse, aber auch Chancen zwischen Deutschen und Türken in einer gemeinsamen Wohngemeinde eingegangen werden.

Bild: Rainer Fiechtner
Frau Özdemir mit Tochter

Zum Ausklang des informativen Abend wurde Schwarzer Tee den Gästen angeboten.

 

Der sechste Roter Ohrensessel

Frau Smuda,

Autorin, lebt in Herrenberg

Frau Smuda las aus dem zweiten Band „Wilde Wege“ ihrer Roman-Trilogie und erzählte von ihren Erlebnissen als Flüchtlings- und Schlüsselkind in Stuttgart-Rot und Zuffenhausen in den 60er Jahren.

Wilde Wege, ein Titel, ein Roman der die ungeheuren Wandlungen des Erwachsenenwerdens widerspiegelt, eine Zeit, in der wir in der Schule, mit den Eltern und mit dem anderen Geschlecht mächtig zu kämpfen hatten. Um letztendlich unseren eigenen Weg in die Zukunft zu finden.

Im Anschluss an die Lesung hinterfragte unser Mitglied Bernhard Fritz Frau Smuda noch zu ihrem Buch, ihrer Person und unserem Wohngebiet Rot.

Vita

Frau Smuda ist 1950 in Bad Kösen geboren. 
1959 Flucht aus der DDR,
1969 Studium an der PH Ludwigsburg, Lehramt für Englisch und Kunst,
ab 1973 Arbeit als Lehrerin, 
2000 Beginn eines Psychologiestudiums an der Universität Tübingen

Januar 2005: Veröffentlichung des ersten Romanes "Bergweg"  Oktober 2005: Zweiter Teil der Trilogie erscheint, Titel: "Wilde Wege"
März 2006: Dritter Teil der Trilogie erscheint mit dem Titel "Souvenir Français"
heutiges Projekt: Der Sohn aus der Kälte

Nicht zu vergessen ihre Kurzgeschichten, Essays und Gedichte.

Sie gewann 2003 den ersten Preis im Böblinger Schreibwettbewerb für Kurzgeschichten und 2004 den Literaturwettbewerb Literatenohr.  

 

Fotoausstellung - 2 Roter sehen Rot

Am Freitag, den 10.12.2004, 19:00 Uhr begann mit einer Vernissage in den Räumen der Stadtteilgeschichtlichen Sammlungen in der Gundelsheimer Straße 51 die Fotoausstellung

Koki Kobayashi und Rainer Fiechtner stellen den Wohnort Rot in Fotografien dar. So wie sie ihn sehen, mit unterschiedlichen Blickwinkeln, mit unterschiedlicher persönlicher Intension.

Der Künstler Koki Kobayashi, der nach seinem Kunststudium in Tokio seit vielen Jahren mit seiner Familie hier in Rot lebte, lud ein in die Natur in und um Rot, in ihr tägliches und jahreszeitliches Wechselspiel.
Er zeigt Blickwinkel, die im täglichen hektischen Alltag selten wahrgenommen werden.
Mit all seiner Schönheit, Einzigartigkeit und Vielfalt zeigt er das Wohngebiet Rot.

Rainer Fiechtner stellt im Kontrast dazu alle Einzelhandelsgeschäfte in Rot ausgangs des Jahres 2004 dar. Sachlich, nüchtern, schonungslos, ohne jegliche Werbe-Effekte.  

Die Bilder sollen vor Augen führen, wie gerade in den letzten Jahren gewaltige Veränderungen in der Struktur des Einzelhandels stattfinden. Dokumentarisch wird die Ist-Situation festgehalten. Um an alte Zeiten zu erinnern und zum andern auf die Situation des Einzelhandels als Teil der noch funktionierenden Infrastruktur Rots aufmerksam zu machen.

Die Ausstellungsdauer über die Weihnachtszeit und den Jahreswechsel gab die Gelegenheit, in der Ruhe der Feier- und Urlaubstage den Wohnort Rot auf besondere Weise wahrnehmen zu können.